11.04.2006, Interview, Stephan Künzi

Solarpionier Josef Jenni: "Die Rechnung ist aufgeganden"

Ein Kämpfer für die Solar- und Holzenergie schaffte die Wahl auf Anhieb: Josef Jenni (EVP) sitzt neu im Grossen Rat.

Josef Jenni, herzliche Gratulation. Sie starten von null auf hundert und lassen sich aus dem Stand heraus in den Grossen Rat wählen.

Josef Jenni: Ein so unbeschriebenes Blatt bin ich gar nicht. Ich habe 2003 schon für den Nationalrat kandidiert.

Im Politalltag haben Sie sich aber noch kaum bewähren müssen.

Ich habe in der Politik in der Tat noch kein Amt bekleidet. Das heisst aber nicht, dass ich keine Erfahrung hätte. Ich habe immerhin für vier Volksinitiativen gearbeitet, zum ersten Mal in den 1970er-Jahren für die Idee von vier autofreien Sonntagen auf nationaler Ebene. Ich war damals Student am Tech Burgdorf und lernte auf diese Art den Umgang mit politisch anders Denkenden. Seit ein paar Jahren bin ich zudem in einer parteiinternen Kommission der EVP tätigt.

Wieso eigentlich bei der EVP? Und nicht, was ebenso nahe liegend wäre, bei den Grünen?

Ich bin Unternehmer, und als solcher wäre es in einer linken Partei einfach schwierig. Ich bin zum Beispiel gegen Mindestlöhne, weil ich dann keine Leute mehr einstellen könnte, die ein Handicap haben und sonst nirgends unterkommen. Bei der EVP werde ich als Geschäftsmann verstanden, mir ist wohl in dieser Partei – ganz abgesehen davon, dass ich selber einen klaren christlichen Hintergrund habe.

Dass Sie auf Anhieb gewählt worden sind, hängt auch mit Ihrem Namen zusammen. Josef Jenni ist als Pionier der Solarenergie weitherum bekannt.

Das hat geholfen, klar. Ich werde immer wieder für Vorträge zu diesem Thema eingeladen und kann mich so präsentieren. Dazu kommt mein Engagement für die Holzenergie im Emmental. Bei einer Strassenumfrage wussten nur 10 Prozent nicht, was Oil of Emmental ist.

Sind Sie aus diesem Grund im Nachbarkreis Emmental angetreten? Und nicht im Oberaargau, zu dem Burgdorf, wo Sie wohnen, hingehört?

Es ging um wahltaktische Überlegungen. Wir wussten, dass es im Oberaargau mit vier bisherigen EVPlern eng wird …

… Ihr Burgdorfer Parteikollege Thomas Grimm ist auch prompt abgewählt worden.

Eben, und ich wollte nicht, dass jemand wegen mir über die Klinge springen muss. Im Emmental wussten wir, dass es für einen zweiten Sitz reichen könnte. Die Rechnung ist aufgegangen.

Für einen SVP-nahen Waldbesitzer waren Sie dort auch als EVPler wählbar.

Das haben mir viele gesagt. Auf alle Fälle habe ich jetzt eine Riesenfreude. Ich werde mich mit aller Kraft in Bern engagieren.

 


Jenni Energietechnik AG